Pankreatitis (Bauchspeicheldrüsenentzündung)

Bei der Pankreatitis handelt es sich um eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die entweder akut oder chronisch sein kann. Bei der chronischen Form kann es zum Auftreten akuter Schübe kommen. Anhand klinischer Symptome lassen sich diese beiden Formen nicht voneinander unterscheiden. Hinweise um welche Form es sich handelt, kann man bekommen, wenn man die spezifische Pankreaslipase (cPli, fPli) über einen längeren Zeitraum im Blut bestimmt und dabei klinische Symptome und sonografische Darstellung der Bauchspeicheldrüse mitberücksichtigt. Eine definitive Aussage erhält man nur durch eine Biopsie der Bauchspeicheldrüse. Bei der chronischen Form kommt es neben dem Einwandern von Entzündungszellen, zu einem irreversiblen bindegewebigen Umbau (Fibrose) und einem Schwund an Pankreasgewebe (Atrophie). In Prävalenzstudien an verstorbenen Hunden und Katzen, zeigten 37 % der Hunde und 66 % der Katzen Veränderungen an der Bauchspeicheldrüse. 50 % der Katzen hatten Hinweise auf eine chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Ursachen

Mögliche Ursachen für Bauchspeicheldrüsenentzündungen bei Katzen sind die Gabe fettreicher Futtermittel (bei chronischer Pankreatitis), Infektionskrankheiten (Toxoplasmose, Herpesvirusinfektionen, Calicivirusinfektionen, Coronavirusinfektionen und Parvovirusinfektionen), Hypercalcämie, IBD, Autoimmunerkrankungen, Medikamente, Organophosphatvergiftungen und idiopathisch (> 95% der Fälle). Ebenfalls gehäuft ist eine Kombination aus Diabetes mellitus und chronischer Bauchspeicheldrüsenentzündung, sowie eine gleichzeitige Entzündung von Leber, Darm und Bauchspeicheldrüse, die sog. Triaditis.

 

Wie bei Katzen kommt auch bei Hunden die idiopathische Pankreatitis am häufigsten vor. Chronische Pankreatitiden entstehen aus dem Zusammenspiel verschiedener Faktoren, dazu gehören metabolisch-toxische (Hypercalcämie), idiopathische, genetische, infektiöse (Babesiose, Leishmaniose) und autoimmune Ursachen, sowie das Auftreten von rezidivierender akuter Pankreatitis. Das Vorhandensein bestimmter Erkrankungen erhöht das Risiko an Bauchspeicheldrüsenentzündung zu erkranken, dazu gehören Morbus Cushing, Schilddrüsenunterfunktion, Diabetes mellitus und IBD.

akute Pankreatitis Hund, fettreiche Futtermittel

Bei Hunden mit akuter Pankreatitis findet sich im Vorbericht gehäuft die vorherige Aufnahme sehr fettreicher Futtermittel, wie Meisenknödel oder Weißwürste. Zudem gibt es Rassedispositionen beim Boxer, Border Collie, English Cocker Spaniel, Miniatur Schnauzer und Zwergpudel. Übergewichtige Hunde, über 7 Jahre sind häufiger betroffen. 

Klinische Symptome

Die klinischen Symptome sind variabel, von asymptomatischen und milden Verläufen bis hin zu Multiorganversagen und akutem Versterben ist alles möglich. Sowohl bei Hunden als auch bei Katzen kann es zu

  • Übelkeit

  • Erbrechen

  • reduzierter Futteraufnahme (Hyporexie)

  • fehlender Futteraufnahme (Anorexie)

  • Gewichtsverlust

  • Durchfall

  • Lethargie

  • Fieber oder Untertemperatur

  • Atemnot und

  • Bauchschmerzen kommen.

Als Folge der Hyporexie können Katzen eine Leberverfettung (Hepatolipidose) entwickeln. 

Hunde mit Bauchschmerzen können eine „Gebetshaltung“ zeigen, die der Haltung einer Spielaufforderung ähnlich sieht. 

Diagnose

Labordiagnostische Veränderungen sind bis auf eine erhöhte spezifische Pankreaslipase unspezifisch. Der Hämatokrit kann erhöht sein, wenn es durch Durchfall und Erbrechen bereits zu einem Flüssigkeitsverlust (Dehydratation) gekommen ist. Totalprotein und Albumin können erniedrigt sein, da Albumin als Akut-Phase-Protein bei Entzündungen verbraucht wird. Leberenzyme (AP, ALT, AST, GGT) und Bilirubin können aufgrund sekundärer Leberreaktionen, einem Gallestau durch entzündliche Schwellung des Gallengangs und/oder einer Leberverfettung erhöht sein. Nierenwerte (BUN, CREA und SDMA) steigen bei Flüssigkeitsverlust an, es kann aber auch zu einem akuten Nierenschaden kommen; hier hilft eine Urinuntersuchung bei der Unterscheidung. Ein erniedrigtes Calcium kann sekundär bei niedrigem Albumin auftreten oder bei einer Verseifung.

Bei schwereren Verläufen kann es zu einem Blutplättchenmangel (Thrombozytopenie) und verlängerten Gerinnungszeiten kommen. Die DGGR-Lipase ist nicht so spezifisch wie die spezifische Pankreaslipase (cPli, fPLi), da dabei nicht nur die Lipase der Bauchspeicheldrüse, sondern auch die der Leber, die Lipoprotein-Lipase und das Pankreas related-protein 2 (PLRP2) mitgemessen wird. PLRP2 wird neben der Bauchspeicheldrüse auch in Magen und Niere gebildet. 

Die Diagnose wird bei uns durch die Messung der caninen oder felinen spezifischen Pankreaslipase in Kombination mit passenden Veränderungen im Bauchultraschall gestellt.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Grundursache, sollte diese bekannt sein, nach dem Schweregrad und ob es sich um eine akute oder chronische Pankreatitis handelt. Bei akuter Pankreatitis und dehydrierten Tieren müssen Infusionen verabreicht werden. Die Flüssigkeitszufuhr hilft dem Körper alle Organe wieder besser zu durchbluten und Entzündungsprodukte abtransportieren zu können. Reduzierte Futteraufnahme und Erbrechen werden symptomatisch mit appetitanregenden Medikamenten und Medikamenten gegen Übelkeit behandelt. Bei Verdacht auf Bauchschmerzen verabreicht man Schmerzmittel; NSAIDs gelten als kontraindiziert, da sie zumindest beim Menschen im Verdacht stehen ebenfalls Bauchspeicheldrüsenentzündungen auslösen zu können. Die lebenslange Fütterung einer fettarmen Diät (< 10 % Fett/Trockensubstanz) und der Verzicht auf fettreiche Leckerchen sind Grundbaustein der Pankreatitistherapie des Hundes. Bei Katzen wird die Notwendigkeit einer fettarmen Diät noch kontrovers diskutiert, sollten die Tiere allerdings vor Diagnosestellung sehr fettreiche Futtermittel erhalten haben, wird eine Umstellung auf fettärmere Futtermittel empfohlen. Ebenfalls kontrovers diskutiert wird die Gabe von Pankreasenzymen. Gibt es bereits Anzeichen für eine exokrine Pankreasinsuffizienz, sind sie in jedem Fall empfehlenswert. 

Die Gabe von Antibiotika ist nur bei Tieren mit Verdacht auf septische Pankreatitis, Pankreasabszessen, Neutropenie oder bakterieller Cholangitis notwendig. 

Bei chronischer Pankreatitis sollte das Ansprechen auf die Therapie zunächst wöchentlich durch Gewichtskontrollen und klinische Untersuchung überprüft werden. Die spezifische Pankreaslipase wird alle 2-3 Wochen überprüft, bis sich ein Plateau eingestellt hat, dann alle 3-6 Monate.

 

Prognose

Negativ prognostische Faktoren sind das Vorhandensein einer Hypocalcämie, eines erniedrigten Blutdrucks, erniedrigten Blutzuckers und erhöhte Nierenwerte. 

Die Mortalitätsrate bei akuter Pankreatitis bei Katzen liegt zwischen 9-41%, bei Hunden zwischen 27% und 58%. 

Als Langzeitfolge können sich ein Diabetes mellitus, eine exokrine Pankreasinsuffizienz und eine chronische Pankreatitis entwickeln. 

Quellen

Marnin A. Forman, Joerg M. Steiner, P. Jane Armstrong, Melinda S. Camus, Lorrie Gaschen, Steve L. Hill, Caroline S. Mansfield, Katja Steiger; ACVIM consensus statement on pancreatitis in cats; 2021

A. Harvey; Feline Pancreatitis, WSAVA Proceedings, 2015

P G Xenoulis; Diagnosis of pancreatitis in dogs and cats; J Small Anime Pratt 2015

P G Xenoulis; Jan Suchodolski, Joerg M. Steiner; Chronic pancreatitis in dogs and cats; Campen Contin Educ. Vet; 2008

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