Chemotherapie

Krebstherapie Hund
 

Unsere Praxis bietet die Chemotherapie als Behandlungsoption für Tumorpatienten an, um deren Tumorerkrankung über Monate bishin zu Jahren zurückzudrängen (z.B. malignes Lymphom), in bestimmten Fällen sogar zu heilen (z.B. Sticker-Sarkom) und somit die Lebensdauer zur verlängern. Oberstes Ziel dabei ist jedoch die Erhaltung der Lebensqualität des Patienten.

Aus diesem Grund zielt die Chemotherapie bei den Kleintieren in der Regel - im Gegensatz zur Humanmedizin- nicht auf eine Heilung ab, sondern hat zum Ziel, dem Tier und seinen Besitzern bei unbeeinträchtigter Lebensqualität des Patienten weitere unbeschwerte gemeinsame Momente zu verschaffen.

Onkologische Voruntersuchung

Inwieweit für Ihr Tier eine Chemotherapie in Frage kommt, beruht vor allem auf der Art des Tumors, dem Tumorstadium und dem Allgemeinzustand Ihres Tieres. Nicht alle Tumoren sprechen gut auf Chemotherapeutika an, bei anderen können zusätzlich Therapieformen wie die Chirurgie oder eine Strahlentherapien sinnvoll sein (sogenannte adjuvante Chemotherapie). Desweiteren müssen Begleiterkrankungen in die Therapiewahl miteinbezogen werden.

Um diese Informationen zu erhalten und letzendlich Ihnen und Ihrem Tier einen individuell zugeschnittenen Therapieplan empfehlen zu können, sind bestimmte Voruntersuchungen notwendig. Diese beinhalten in der Regel:

  • Eine klinische Untersuchung

  • Blut- und Urinuntersuchung

  • Mikroskopische Untersuchung einer Gewebeprobe

  • Röntgenuntersuchung des Brustkorbs

  • Ultraschalluntersuchung des Bauchraums

Falls ein Teil dieser Untersuchungen bereits bei Ihrem Haustierarzt erfolgt ist, lassen Sie uns bitte die Vorbefunde (z.B. Laborergebnisse, Röntgenuntersuchungen) zukommen.

Ablauf einer Chemotherapie

Flüssigkeitsgabe Hund und Katze

Intravenöse Chemotherapie

In der Regel beinhaltet ein Chemotherapieprotokoll intravenöse Infusionen, die je nach Tumorart alle ein bis drei Wochen über einen bestimmten Zeitraum verabreicht werden müssen. Diese Intervalle können je nach Effekt oder Verträglichkeit des Medikaments bei dem jeweiligen Patienten variieren. Um uns zu versichern, dass der Allgemeinzustand und die Blutwerte des Patienten eine erneute Verabreichung zulassen, wird die behandelnde Tierärztin Ihr Tier vor jeder Therapiesitzung klinisch untersuchen sowie eine Blutuntersuchung durchführen. Die gesamte Besuchsdauer inkl. Voruntersuchungen variiert je nach Medikament zwischen 30 und 60 min.

Im Anschluss an jede Verabreichung (in der Regel drei Tage) werden minimale Anteile des Medikaments über den Urin und Kot ausgeschieden. Desweiteren können der Speichel oder Erbrochenes Spuren des Medikaments enthalten. Entfernen Sie bitte all diese Ausscheidungen mit Einmalhandschuhen und Wegwerftüchern.

Der Kontakt des Tieres zu Schwangeren und Kleinkindern sollte in diesem Zeitraum unterlassen werden, da diese besonders empfindlich gegenüber den potenziell schädigenden Effekten der Chemotherapeutika sind.

Photo by Myriam Zilles on Unsplash.jpg

Orale Chemotherapie

Neben der intravenösen Chemotherapie besteht auch je nach Tumorart die Möglichkeit, dass sie Ihrem Tier zuhause die Therapie in Tablettenform verabreichen. Diese ist vor allem für Patienten geeignet, die eine sehr weite Anfahrt haben oder vom Tierarztbesuch sehr gestresst sind. Zudem ist diese Therapieform in der Regel günstiger. Aber auch hier ist es zwingend erforderlich, das klinische Befinden und die Blutwerte Ihres Tieres regelmäßig zu kontrollieren.

Nebenwirkungen

Da bei den Therapieschemata im Gegensatz zur Humanmedizin die Lebensqualität des Patienten im Vordergrund steht, wird die Chemotherapie bei Hund und Katze niedriger dosiert und somit in der Regel gut vertragen. So treten laut einer Studie bei 83% der Tiere keine oder nur milde Nebenwirkungen auf, die keine Begleittherapie nach sich zogen. Nur 4 % hatten schwerwiegende Nebenwirkungen. Sollten Nebenwirkungen bei Ihrem Tier auftreten, verschwinden diese häufig von allein. Desweiteren können diese in vielen Fällen durch Begleitmedikamente oder durch Abänderung des Therapieschemas gelindert oder in Zukunft verhindert werden. Dennoch kommen in sehr seltenen Fällen schwerwiegendere Nebenwirkungen vor (4 %), die einer stationären - in der Regel nur wenige Tage langen - Therapie bedürfen (dos Santos Cunha et al., 2017). Letztendlich würden sich gemäß einer Studie 73 % der Besitzer erneut für eine Chemotherapie entscheiden (Bergmann et al., 2011).

Chemotherapeutika zielen auf sich vermehrende Gewebe ab. Neben den Tumorzellen zählen hierzu vor allem folgende Organsysteme, die deshalb von potentiellen Nebenwirkungen betroffen sind:

Blutzellen

Das Knochenmark ist verantwortlich für die Bildung der Blutzellen wie der roten, der weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen. Unter der Chemotherapie kann sich vor allem die Anzahl der weißen Blutkörperchen, aber auch die der Blutplättchen und der roten Blutkörperchen verringern. Ein sehr starker Abfall kann zu einer erhöhten Infektanfälligkeit oder zu einer Blutungsneigung führen. Um die Blutzellen im Blick zu haben, führen wir regelmäßig Blutuntersuchungen bei Ihrem Tier durch.

Verdauungstrakt

Aufgrund der niedrigeren Medikamentendosis werden die Schleimhautzellen des Verdauungstrakts nicht im selben Maße wie in der Humanmedizin geschädigt. Folglich treten deutlich seltener Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Erbrechen oder Durchfälle auf. In der Regel können diese durch Begleitmedikamente gelindert oder vollständig vermieden werden.

Fell

Anders wie Menschen leiden Kleintiere nur sehr selten unter Haarverlust. Das Fell der meisten Hunderassen ist nicht sichtbar betroffen. Der Grund hierfür ist, dass sich die Chemotherapeutika nur auf schnell teilende Haarzellen auswirken. So sind nur Rassen von einer Ausdünnung des Fells bzw. Verlust der Unterwolle betroffen, deren Fell permament nachwächst und deshalb regelmäßig geschoren werden muss (z.B. Pudel, Malteser). Katzen gehen lediglich ihre Schnurrhaare aus. Nach Beendigung der Therapie wachsen die Haare wieder vollständig nach.

Nach neuesten wissenschaftlichen Studien spüren 60 Prozent der Tiere keine Nebenwirkungen, 30 Prozent haben milde Nebenwirkungen, und auch die sind auf wenige Tage begrenzt. Meist merken die Besitzer nur, dass ihr Hund etwas schlapp ist und weniger Appetit hat.

Sollten dennoch starke Nebenwirkungen auftreten, sollte die Therapie neu auf den Patienten abgestimmt werden.

Quellen

dos Santos Cunha, S. C., Silva, F. B. F., Corgozinho, K. B., da Silva, K. G. C., & Ferreira, A. M. R. (2017). Adverse Effects of Chemotherapy in Dogs. World, 7(3), 74-82.

Bergmann, M., Sauter-Louis, C., & Hirschberger, J. (2011). Lebensqualität und Lebenserwartung am malignen Lymphom erkrankter Hunde unter Chemotherapie. Tierärztliche Praxis Ausgabe K: Kleintiere/Heimtiere, 39(04), 229-236.